Stiftung Karl Gayer Institut für Waldbau

Leben und Werk des Forstwissenschaftlers Karl Gayer

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Aktuelle Projekte und Veröffentlichungen

Monitoring im Bergregenwald Ecuadors fortgeführt

Tropische Bergregenwälder gehören zu den artenreichsten und sensiblesten Ökosystemen der Erde. Doch der Regenwald wird zunehmend gerodet, um Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen. Diese Flächen werden häufig nur vorübergehend bewirtschaftet und sind dann der Erosion preisgegeben. Aufforstung könnte diese Probleme mindern, doch ist wenig bekannt, welche der regional heimischen Baumarten hierfür verwendet werden könnten. Um Erkenntnisse für eine naturnahe Bergwaldbewirtschaftung in den Tropen und die Aufforstung aufgegebener landwirtschaftlicher Flächen zu gewinnen, wurde 2003 von zahlreichen Universtitäten ein interdiszpiläres Forschungsprojekt begonnen, welches von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) befristet gefördert wurde. 15 Jahre nach der Aufforstung und dem Ende der Projektförderung durch die DFG finanzierte die Stiftung Karl Gayer Institut für Waldbau im Jahr 2019 eine erneute Feldaufnahme der im Projekt angelegten waldbaulichen Versuchsflächen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Teil der geprüften Baumarten die häufig schwierige Anwuchsphase überstanden haben und beginnen ihr Wachstum zu beschleunigen. Die Untersuchungsflächen sollen weiter in Beobachtung bleiben, um das weitere Verhalten der Baumarten zu untersuchen und Empfehlungen für die Wahl heimischer Baumarten für Aufforstungen zu geben.

Standardwerk "Der Waldbau" neu gedruckt

Im Jahr 1880 veröffentliche Karl Gayer erstmals sein Standardwerk "Der Waldbau". Darin fasst Gayer das Waldwissen seiner Zeit umfassend zusammen. Er löst sich auf Grundlage von Naturgesetzen konzeptionell von schematischen Bewirtschaftungsregeln. Ausgehend von genauen Beobachtungen in einzelnen Waldbeständen entwickelt Gayer waldbauliche Handlungsoptionen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Dabei stellt er die Vorteile gemischter Wälder überzeugend heraus. Die vierte Auflage dieses Werkes aus dem Jahr 1898 wurde nun im Reprint vom Verlag Kessel neu aufgelegt.

Link zum Buch: Karl Gayer (1898): Der Waldbau. 626 S.

Stipendiatin des Karl Gayer Instituts erhält Ruf

Dr. Carola Paul erhält den Ruf auf die W3-Professur für Forstökonomie und nachhaltige Landnutzungsplanung der Universität Göttingen. Frau Dr. Paul erstellte mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Karl Gayer Institut eine umfangreiche Studie zur Kohlenstoffbindung junger Aufforstungsflächen. Danach forschte sie am Department für Ökologie und Ökosystemmanagement der Technischen Universität München. Im Jahr 2014 wurde Frau Dr. Paul für ihre Arbeiten mit dem Thurn und Taxis Förderpreis ausgezeichnet. Wir gratulieren Frau Dr. Carola Paul ganz herzlich für diesen Erfolg.

Nachruf Prof. Dr. med. Jürgen Gayer

Am 28. Juli 2017 verstarb Prof. Dr. med. Jürgen Gayer. Er leitete bis 1991 die Medizinische Klinik des Rot Kreuz Krankenhaus Bremen. Prof. Gayer war ein exzellenter Arzt und anerkannter Spezialist für Innere Medizin. Unter seiner Leitung wurde in Bremen die erste Dialyse aufgestellt und 1985 die Rheuma-Klinik eröffnet, welche die Behandlung vieler Patienten sehr verbesserte. Prof. Jürgen Gayer war viele Jahre Mitglied des Stiftungsrates. Wir danken ihm und seiner Familie sehr für das Engagement für die Stiftung.

Nachruf Prof. Dr. Drs. h.c. Peter Burschel

Am 23. Juli 2013, kurz vor Vollendung seines 86. Lebensjahres, verstarb Prof. Dr. Drs. h.c. Peter Burschel. Peter Burschel, am 16.9.1927 in Lauenau am Deister geboren, teilte das Schicksal der Kriegsgeneration, die früh lebensbedrohende Erfahrungen machen musste. Nach Kriegsende studierte er trotz schwieriger Studienbedingungen und Berufsperspektiven Forstwissenschaften in Göttingen, Freiburg und München. Er promovierte am Waldbau-Institut der Universität Göttingen in Hann. Münden über die Verjüngungsökologie der Buche. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Oregon State University in den USA und abgeschlossener Referendarzeit in Niedersachsen habilitierte sich Peter Burschel in Göttingen mit einer Arbeit über das Verhalten von Herbiziden im Boden. Nach einem schweren Erdbeben in Südchile widmete er sich der Aufbauhilfe und baute an der Universität Austral de Chile in Valdivia die forstwissenschaftliche Lehre und Forschung aus. Sechs Jahre hatte er dort das Amt des Dekans inne und entwickelte sich so zur Leitfigur der dortigen forstwissenschaftlichen Einrichtungen. So begann Valdivia ein Zentrum für neue Ansätze in der Forstwirtschaft und -wissenschaft sowie in der forstlichen Ausbildung zu werden. Prof. Burschel ging mit den Studierenden in den Wald, um ihnen vor Ort die ökologischen Zusammenhänge und Grundsätze forstlicher Bewirtschaftung am Objekt nahezubringen. 1973 übernahm Burschel den Lehrstuhl für Waldbau und Forsteinrichtung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hier griff er eine Fülle praxisnaher Probleme im Waldbau auf und schuf zahlreiche Versuchsanlagen und Forschungsprojekte. Immer wieder stimmte er sich mit der forstlichen Praxis ab. So ist es nicht verwunderlich, dass er im Sinne von Karl Gayer das Vorwort zu dem 1986 veröffentlichten Grundriß des Waldbaus mit der Feststellung einleitete: Waldbau lässt sich nicht allein aus Büchern lernen. Grundlage für seinen Praxisbezug wurde für ihn ab 1975 die Leitung des 500 ha großen Universitätswaldes bei Landshut. Fast 30 Jahre hindurch widmete er sich dessen Pflege und Umbau in standortsangepasste Mischwälder. Im Jahr 1994, unmittelbar nach seiner Emeritierung, ging Burschel noch einmal für drei Jahre nach Argentinien, um dort als Codirektor des Forstlichen Forschungs- und Beratungsinstituts für das andine Patagonien in Esquel tätig zu sein. Peter Burschel hatte stets ein gutes Gespür dafür, welche Themen und Forschungsfelder zukünftig von Belang sein würden. So hat er früh die Bedeutung des Anstiegs des Kohlendioxids in der Atmosphäre erkannt, sodass er in den letzten 25 Jahren vor allem als Klima-Experte weltweit wahrgenommen worden ist. Seine wissenschaftlichen, pädagogischen und organisatorischen Verdienste fanden 1994 durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde seitens der TU Dresden und 1997 seitens der Universidad Austral de Chile in Valdivia Anerkennung. Die Stiftung Karl Gayer Institut verliert mit Peter Burschel nicht nur ein Mitglied des Stiftungsrates, sondern auch einen scharfsinnigen Denker, dessen Empfehlungen immer eine Grundlage wichtiger Entscheidungen bildete.


300 Jahre Nachhaltigkeit

Die Erfindung der Nachhaltigkeit - heute weltweit unter dem Begriff "Sustainable Development" bekannt - hat eine überraschende Geschichte. Sie führt zurück ins barocke Sachsen zu Hans Carl von Carlowitz (1645 - 1714) in der Silberstadt Freiberg. Johann "Hannß" Carl von Carlowitz war sächsischer Oberberghauptmann und veröffentlichte vor 300 Jahren ein Jahr vor seinem Tod die Schrift "Sylvicultura Oeconomica. Die Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht". Es bildet eines der ersten deutschsprachigen forstwissenschaftlichen Gesamtwerke und definierte erstmals den Begriff des nachhaltigen Wirtschaftens1, welches auch bei Karl Gayer eine zentrale Rolle spielt. Seit der Nachhaltigkeitskonferenz der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro ist der Begriff ins Zentrum des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Handelns gerückt.

Mehr Informationen zur Kampagne: Kampagne 300 Jahre Nachhaltigkeit

1Grober, U. (1999): Der Erfinder der Nachhaltigkeit. Die Zeit vom 25. November.

Grober, U. (1999): Der Erfinder der Nachhaltigkeit. DIE ZEIT vom 25. November 1999.