Stiftung Karl Gayer Institut für Waldbau

Leben und Werk des Forstwissenschaftlers Karl Gayer

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Das Lebenswerk von Karl Gayer

Die nachhaltige Nutzung von Holz als Grundbedürfnis des Menschen hat eine lange Tradition und im Waldbau ihren Niederschlag gefunden. Der aktuell steigende Bedarf an nachhaltig gewonnenem Nutzholz wie an Holzbiomasse verdeutlicht diesen Aspekt. Umgekehrt waren die Verhältnisse zu Lebzeiten Karl Gayers: Kohle ersetzte das Holz als Brennmaterial, forstlich trat die Nutzholzproduktion noch stärker als zuvor in den Vordergrund. In sechs Postulaten trat Gayer der sich damals einseitigen Ausrichtung der Forstwirtschaft auf die neuen Anforderungen an den Wald – die Produktion von Nadelholz in kurzer Zeit – gegenüber1:

  1. Wahrung und Pflege der Standortskräfte bei allen waldbaulichen Maßnahmen und Operationen, wodurch sich Mannigfaltigkeit ergibt bei Vermeidung von Einförmigkeit und Gleichförmigkeit, wo der Standort sie nicht fordert.
  2. Beschränkung der reinen Nadelholzbestände in ununterbrochener Aneinanderreihung, dagegen möglichste Erweiterung und Beschaffung von standortsgemäßen Mischbeständen unter ausreichender Erhaltung des Laubholzes.
  3. Möglichste Herbeiführung jener Verhältnisse, unter welchen Naturverjüngung erfolgen kann. Ergänzung und Heranziehung der Kunst, wo die Verjüngung ihren Dienst versagt oder überhaupt unmöglich ist.
  4. Betätigung der künstlichen Bestandesbegründung unter wirksamem Schirme und Beschränkung der vollen Bodenentblößung auf die unabweislichen Fälle.
  5. Erziehung und Pflege der qualificierten Bestände zur Nutzholzzucht durch holzarten- und standortsgerechtes Vorgehen. Geschlossener Bestandeswuchs in der Jugend, mäßige Durchforstung während des Hauptlängenwuchses, dann sich verstärkender Eingriff in den Hauptbestand. Für auserlesene Bestände und Bestandesteile Festhalten an höheren Umtriebszeiten zur Heranzucht qualificierten Nutzholzes und zur Förderung der Naturverjüngung.
  6. Alles waldbauliche Wirken muß auf naturgesetzliches Denken gegründet sein; die Schablone ist nirgends mehr vom Übel als hier, wo die wirkenden Kräfte einem fortgesetzten und oft großen localen Wechsel unterliegen. Der Waldbau ist Sache des Localbeamten: dessen Tugenden sind Geduld und das Bewußtsein, daß das Ziel der Arbeit in der fernen Zukunft und nicht in der Gegenwart liegt.2

Die Umsetzung der Gayer'schen Konzepte scheiterte im 20. Jahrhundert vor allem an einer verfehlten Jagdpolitik. Aber auch wegen geringerer Gewinnerwartungen gerieten sie zudem in die Kritik. Bis heute aber sind sie ein Pfeiler der naturnahen und naturgemäßen Waldwirtschaft.1

Die Leistungen des Waldbauprofessors Karl Gayer wurden in zahlreichen Publikationen und Reden gewürdigt. Einen Überblick hierzu geben die Referate seiner Nachfolger auf dem Münchner Lehrstuhl für Waldbau:

Burschel, P. (2007): Karl Gayer und sein Lebenswerk. LWF Wissen 58, S. 14-18

Mosandl. R. (2007): Waldbauwissenschaft auf den Spuren von Karl Gayer. LWF Wissen 58, S. 9-13

1Burschel, P. (2007): Karl Gayer und sein Lebenswerk. LWF Wissen 58, S. 9-13
2Gayer, K. (1891): Waldbauliches Bekenntnis. Aus dem Walde, Wochenblatt für Forstwirtschaft 27, S. 105-107